Mythos Gaming-Headset: Reines Marketing-Blabla oder echter Vorteil beim Spielen?
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Page 2:Räumliches Hören und jede Menge Voodoo
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Page 3:Von Tönen, Klängen und Geräuschen
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Page 8:Zusammenfassung und Fazit
Marketing-Sprech, Sounding und jede Menge verbaler Hype - fast alle Offerten der sogenannten Gamer-Headsets stellen sich selbst auf den Sockel. Doch was steckt dahinter und welche Frequenzbereiche braucht man wirklich? Sounding oder doch besser neutral?
Wir haben uns nach nunmehr über 50 getesteten Headsets und mobilen PC-Audio-Geräten gefragt, was eigentlich dieser sagenumwobene Gaming-Sound überhaupt sein soll. Da wurde ja oft (vorgeblich) mit Pro-Gamern entwickelt, dass die Schwarte nur so kracht, und jedes neue Headset sollte dann vor allem bei First-Person-Shootern noch mehr unschlagbare Vorteile bieten.
Angepasster Sound, Raumklang, "Trittschallerkennung" und was noch alles an sonstigen Dingen - dabei ist den meisten sicher gar nicht klar, was Gaming-Geräusche eigentlich sind und welche Frequenzspektren im Einzelnen wirklich dahinter stecken.
Ich möchte unserem kleinen Exkurs aber zunächst noch ein paar Marketing-Stilblüten voranstellen, die zum Teil so aufgeblasen sind, als erwerbe man das Nonplusultra der technischen Machbarkeit und müsse den Entwicklern noch kniefällig dafür danken, das man an der Revolution des Gamer-Seins überhaupt teilhaben darf.
Werden Sie ein Trendsetter! Das einzigartige Design sorgt dafür, dass Sie mit diesen Kopfhörern hervorstechen. Es wird nicht lange dauern, bis jemand Sie fragt, wo Sie sie gekauft haben. Während wir die modischen und trendigen Kopfhörer entworfen haben, haben wir stets darauf geachtet, dass die Ohren-Pads weich und komfortabel und somit den ganzen Tag lang tragbar sind. Die Lautsprecher sorgen für kristallklaren HiFi-Klang mit enormer Klangweite und klaren Tönen.
Nicht schlecht, HiFi für unter 20 Euro ist eine Kampfansage! Aber nur im Prospekt, leider. Oder begeben wir uns vertrauensvoll in blühende Klanglandschaften:
Mit seinen noch nie dagewesenen 60mm-Neodym-Lautsprechern bietet es eine gewaltige Klanglandschaft und markerschütternden Bass.
Ja klar, markerschütternd war aber nur der Preis von anfangs 150 Euro, der Klang gehörte eher in die 50-Euro-Klasse.
Das xxxxx USB Headset aus dem Hause xxxxx wurde in Zusammenarbeit mit professionellen Gamern entwickelt. Besondere Features wie speziell angepasste Equalizer Einstellungen sollen dem professionellen Zocker das harte Ego Shooter Leben erleichtern.
Lustig, denn für die meisten Geräusche - das werden wir noch sehen und untermauern - sind Equalizer-Experimente pures Gift. Abschließend vielleicht noch dies hier, denn schwülstiger und selbstverliebter geht es eigentlich (n)immer:
Bei xxxxxxxx begeistern wir uns für die Technik, die Gamer erst zu Gewinnern macht. Wir entwickeln präzise Gaming-Geräte. Wir entwickeln die Technologie, mit der sich Gamer in Sachen Speed, Präzision, Zuverlässigkeit und Komfort stets auf dem höchsten Level bewegen. Technik ist unsere Philosophie, unser Leitmotiv beim Erforschen, Testen und Weiterentwickeln des optimalen Gaming-Erlebnisses – im Labor wie im Spiel.
Was haben wir nun genau vor?
Um zu begreifen, dass das klanglich beste und neutralste Kopfhörerpaar mit möglichst großer Bühne und exzellenter Auflösung wirklich die beste Lösung ist, muss man sich die Gaming-relevanten Waffen-, Umgebungs-, Fahrzeug- und Flugzeuggeräusche genauso vor Augen führen, wie die unterschiedlichen Stimmen bei der Sprachwiedergabe. Außerdem muss man in Frequenzumfang und Verlaufskurve, Auflösung und Detailtreue sowie die räumliche Ortung bzw. Bühne trennen.
Um zu veranschaulichen, was man mit Sounding - also dem absichtlichen Verfälschen der Wiedergabe durch Unter- und Überbetonung einzelner Frequenzbereiche - so alles falsch machen kann, hier zunächst zwei exemplarisch ausgesuchte Headsets. Die dicke weiße Linie kennzeichnet den Frequenzverlauf unseres mehr oder weniger neutralen Referenzkopfhörers (Beyerdynamic Custom One Pro), die roten Bereiche die über- und die blauen Bereiche die deutlich unterbetonten Frequenzbereiche.
Zunächst betrachten wir ein durchschnittliches Stereo-Gaming-Headset mit dem typischen Badewannensound, bei dem Bässe und Höhen deutlich überbetont werden und mehr Schein als Sein präsentieren. Die Spitze bei einem Kilohertz ist zudem der Honigtopf für die Standardmessungen, bei denen die 1-kHz-Marke immer als Bezugspunkt gewählt wird:
Die Krönung der Evolution sollen ja laut den Marketing-Spezialisten "echte" Mehrkanal-Headsets (5.1 oder 7.1) sein, die zudem mehrere Treiber pro Kopfhörer und oft auch noch eine Art speziellen Subwoofer enthalten. Wie so ein teures Headset dann aber auch als klangliches U-Boot stranden kann, haben wir in einem unserer Tests ja bereits schon erfahren können:
Warum zur Hölle verkauft man solche klanglichen Fehlleistungen dann aber als Gamer-Peripherie? Kann es vielleicht doch sein, dass vor allem Schleich-Shooter oder wildes Kampfgetümmel ganz eigene Herausforderungen bereithalten und die Frequenzereiche der relevanten Geräusche so schmalbandig ausfallen, dass sich ein Sounding wirklich lohnt? Wir werden uns auf die Spurensuche begeben und genau das testen.
Versprochen.
Test-Setup, Equipment und Vorlagen
Wir betreiben unseren Referenzkopfhörer Beyerdynamic Custom One Pro (COP) wie üblich an der Asus Xonar Essence STU, die einen vorzüglichen Kopfhörerverstärker besitzt. Die Messung des Siberia V3 erfolgt am selben Ausgang, nur die drei USB-Headsets betreiben wir direkt am Passiv-PC. Als Messmikrofon dient ein in einem improvisierten Kunstkopf (Styropor-Abguss) eingelassenes Beyerdynamic MM1, wobei wir das beiligende Messblatt zur Höhenkorrektur bei der Kalibrierung zu Hilfe genommen haben.
Die Auswertung erfolgt mit Arta, wobei eine Glättung von 1/2 Oktave zur Anwendung kommt, um die leichten Einflüsse des Testaufbaus zu kompensieren. Der als Referenz mit diesem Testaufbau gemessene, fast schon ideale Frequenzverlauf sieht danach so aus:
Die leichten Abweichungen von ca. zwei Dezibel bei ca. 6,9 kHz sind dem COP geschuldet, der nicht völlig (aber doch annähernd) linear spielt.
Die auf den folgenden Seiten zur Analyse der Frequenzspektren verwendeten, Gaming-typischen Geräusche stammen aus Battlefield 4, FarCry 4 und Crysis und repräsentieren exakt den "Gaming-Klangteppich", der für die Beurteilung der Wiedergabequalität notwenig ist. Interessant ist dabei auch, dass viele Geräusche bei überwiegend 16 kHz gecutted wurden und dass stellenweise sogar vom Spiel heraus ein Art Clipping genutzt wird, um noch lauter zu wirken (Kompression).
Lassen wir uns nun überraschen, was in Spielen wie klingt und welche Frequenzbereiche wiklich benötigt werden. Doch zuvor gibt es noch etwas kurzweilige Theorie, den nörgeln kann ja jeder. Wir wollen es aber auch begründen.
- Fragestellung: Marketing oder echter Vorteil?
- Räumliches Hören und jede Menge Voodoo
- Von Tönen, Klängen und Geräuschen
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- Analysiert: Schusswaffengeräusche und Explosionen
- Analysiert: Transportmittel und örtliche Situationen
- Zusammenfassung und Fazit
Je mehr Werbefläche so ein Gamer-Headset bietet, um so cooler für Events.
Die Betonung von Bässen und Höhen nennt man Loudness. So fing der kleine Metalfan mehr Bässe und Höhen rein zu schieben als Papi seine Anlage immer leiser drehte.
Dem kann man mit Bildung entgegenwirken. Bloss sind die relevanten Fächer keine Punktebringer weil zu schwer und daher von "zielstrebenden" Studenten vernachlässigt.
Alleine schon die Auswahl der Porengröße in den ohrstöpseln bestimmt ob ich eine Schußabgabe als störend laut oder als "gerade noch angenehm" empfinde...
und im gegensatz zu vielen anderen spreche ich aus erfahrung, weil ich das halbe nato repartoire an handfeuerwaffen schon selber in benutzung hatte... sobald das kaliber größer 9 mm wird empfehle ich die guten grünen stöpsel - für anhaltende sessions gerne auch um eine mickey maus ergänzt, für alles zwischen 5,56 und 9 mm eher die klassischen gelben, auch hier, doppelter gehörschutz hat nix mit weichei zu tun, sondern mit dem Wunsch in ein paar jahren noch was zu hören *g*
Einbildung vs. Bildung
@Tesetilaro
Wir durften noch frei in der Wildbahn schießen (ohne Mauern oder Lärmschutzwänden drumherum), mit einem Kradmelder und einem Frischling samt Spaten und Feuerlöscher zum Retten des Unterholzes
Ansonsten hatten wir nur noch LMGs auf AK47-Basis, Tokarev T-33 und einige wenige Dragunovs (SVD). Alle sehr gut auseinander zu halten. Ich bezweifle, dass im Gefecht jemand mit Ohrstöpseln rumläuft. Der wäre das ideale Dosenfutter fürs Bajonett gewesen.
Wir hatten einen Feldwebel, der hat sogar gehört, wenn so ein Idiot die Mündungsmutter komplett festgeschraubt hatte. Das war selbst für mich ein komplettes Rätsel
uzi ohnehin ein fall für sich... am interessantesten fand ich die Steyr Aug, Ak 74 und M16...
wobei sich die aktuellen 5,56er Gasdrucklader alle ziemlich gleich schießen vom Rückstoßverhalten und der Streuung bei kurzen Feuerstößen...
Wobei ein gut eingestelltes MG-3 auf Feldlafette immer noch ein Garant für gezielte Feuerwirkung auf 400+ Meter ist, vor dem Ding habe ich einen riesen Respekt... optisch mit entsprechenden Mengen Leuchtspur im Nachtschießen ein echtes Highlight
Nachdem der Schall den Impedanzwandler zur Flüssigkeit passiert hat, befindet er sich in der Schnecke. Dort löst er, je nach Frequenz, an unterschiedlichen Flimmerhärchen elektrochemische Reize aus.
Genau wie beim Auge wird die Chemie im Ohr gerne dort knapp, wo eine Zone "überreizt" wird. Gemäss den Gesetzen der Redoxreaktion, werden dann einfach weniger Reize weitergeleitet. Von daher werden überbetonte Bereiche nach ein paar Sekunden in der Wahrnehmung linearisiert.
Paar Sekunden? Wenn wir einmal zu Beginn eine Färbung wahrgenommen haben, bleibt der Eindruck in höheren Layern geflaggt, egal was die Reize liefern. Akustische Wahrnehmung ist eine stark mit dem Rechner (Gehirn) erarbeitete Reizauswertung.
Als Beispiel wieder die Oberwellenrückrechnung:
Der Bass ist über ein Miniradio sehr wohl in allen Tiefen musikalisch bestimmbar (er spielt das tiefe F) obwohl der Lautsprecher in diesen Bereichen nichts abstrahlen kann. Das Ohr hört die Oberwellen 3.,4.,5.... die nur von einer Saite stammen können, die ein F spielt. Das wird unterbewusst ausgerechnet, das kostet Rechenpower, das nervt.
Ich finde da immer Parallelen zur Homöopathie.
Das Hauptproblem bei der ganzen Geschichte ist m.E. das gleichzeitige Auftreten vieler verschiedener, sehr unterschiedlicher Quellen. Klar, man wird den Bass oder ein Dauerpfeifen z.B. auch im Gehirn ausblenden, nur liegt das Problem bei der Wiedergabe fast immer am Headset, also den verwendeten Treibern. Je nach Membran matscht der überstrapazierte Bass alles weg, was nicht bei drei auf dem Baum ist. Was dann gar nicht erst nicht im Ohr ankommt, ist auch nicht mehr wahrnehmbar.
Ich habe nicht ohne Hintergedanken auf der letzten Seite den Vergleich der zwei Headsets eingebaut. Das Mikrofon ist ja ziemlich immun gegen "Überstrapazierung", so dass man die inhaltlichen Verluste dessen, was am Ohr überhaupt ankommt, schon ganz gut sieht.
Bei Musik funktioniert das mit dem Ausblenden z.B. der großen Basstrommel noch ganz gut, nur ist der typische Gaming-Sound-Flickenteppich eine eher spontane Aneinanderreihung von sehr breitbandigen Geräuschen. Da wird man maximal gegenüber der Gesamtlautstärke "immun" und es soll ja nicht wenige Leute geben, die beim Spielen die Headsets dann lauter und lauter drehen
Was mir immer Brechreiz von den Füßen bis zur Glatze verursacht, sind ein abartig angefetteter Oberbass ("Papp-Sound") und die üblichen 50-60 Hz Peaks ("Dr.Dre-Influenza"). Das Geilste an den Beats-Schmalzkochern ist ja deren tolle Eigenschaft, vor allem den Netzbrumm so schön plastisch wiedergeben zu können
Ja, aber auch beim Preis... Bachblüten statt ehrlichem Schallwellenunkraut.
Ich experimentiere gerade mit einem sehr preiswerten Rode M2 herum, welches allerdings eine Phantomspannung benötigt. Die bekomme ich vom Mischpult, aber Du brauchst schon mindestens 24V, damit das Teil funktioniert, bei 12V geht leider nichts. Das Sennheiser E 865 S ist deutlich besser bei sehr tiefen Stimmen, aber eben auch deutlich teurer.
Das Mic auf dem Bild ist übrigens ein Samson mit USB. Nicht mal so schlecht, aber leider nur Niere. Wobei bei den Supernieren immer zu beachten ist, dass sie nach hinten meist relativ "offen" sind. Das Samson sollte so um die 100 Euro kosten und rauscht relativ wenig. Wenn es nicht allzu laut im Raum ist, reicht das völlig aus. Auna ist wirklich Schrott, die Dinger rauschen und gehen meist nach nur wenigen Wochen oder Tagen über den Jordan. T.Bone ist günstig und meist deutlich besser. Die gibts auch mit USB.
Du solltest mal bei thomann.de vorbei schauen, das ist mit Sicherheit die bessere Adresse für Mikrofone (und andere Audio-Peripherie). Meist ist es dort sogar preiswerter als bei Amazon und Du kannst sicher sein, dass Du keinen völligen Müll bekommst.
Was da stinkt, sind angeblich brandhemmende Beschichtungen.